Sabine Schellhorn setzt sich in ihrem künstlerischen Schaffen mit Orten auseinander. Inspiriert von der Geschichte dieser Räume und ihren graphisch-architektonischen Gefügen entwickelt sie Werke über und für diese Orte von zumeist temporärem Charakter. Durch Neuordnung und Verfremdung von Strukturen und Systemen sowie überraschende, teils verblüffende Arbeitsmaterialien findet sie poetisch anmutende Lösungen, in denen sich ihre Orte neu imaginieren können.
Ausgangspunkt von Schellhorns Arbeit für state of play ** ist der Grundriss des Tor 40. Mehrfach zerlegt findet sich dieser an den Wänden des Ausstellungsmoduls in der Gleishalle wieder und verbindet beide Räume zu einem Ganzen. Die genaue Position der Arbeit, welche die Künstlerin zuerst als digitale Zeichnung angelegt hat, wurde mit dem Beamer sorgfältig ausgewählt. Mehrere Faktoren führen hier zu Teilung, Neuanordnung und zu perspektivischen Verzerrungen der ursprünglichen Grundrisszeichnung. Die Position des Beamers zu den ausgewählten Wänden, der Bruch durch den rechten Winkel der Raumecke, in die projiziert wurde, die Aussparung der Wandfläche am Durchgang und die dadurch entstehenden Erweiterung der Zeichnung: Der im Raumdurchgang ausgesparte Teil wird auf einer zweiten, entfernt liegenden Wand sichtbar. Diese Irritation, die vor allem einsetzt, wenn sich die Betrachter:innen von der zweiten Wand ausgehend nähern, ist gewollt. Der Entstehungsprozess kann somit nachvollzogen werden, durch Sichbewegen im Raum kann die Position gefunden werden, von der aus sich die Linien wieder zusammenfügen.
Für die Umsetzung des Grundrisses direkt an die Wände wird Kehricht eingesetzt, den
Sabine Schellhorn vor Ort im ehemaligen Güterbahnhof gesammelt hat. Kehricht ist mit dem Besen zusammengefegter Schmutz. Die Kehrwoche, die als soziales Phänomen penibelst ausgeführte Reinigung gemeinschaftlich benutzter Bereiche in Wohnhäusern und Außenbereichen in Baden-Württemberg, lässt augenzwinkernd grüßen. Auch in Oberfranken, der Heimat der Künstlerin, war es früher zwingend üblich, samstags die Straße zu kehren. Sabine Schellhorn kehrt heute für die Kunst. Ihr Einsatz dient dem Aufbau einer hauchdünnen Schicht von hauptsächlich feinem Staub zur Fixierung des Grundrisses als temporäre Zeichnung. In diesem Staub materialisiert sich auf melancholische Weise die Zeit, die vergangen ist. Staub ist das Fleisch der Zeit (Joseph Brodsky).
Matina Lohmüller, 2022, Kuratorin von state of play**, TOR 40 am Güterbahnhof Bremen
Wasser ist ein Lebenselixier, ohne Wasser kein Leben. Wassermangel hat Trockenheit, Verwüstungen und Ödnis zur Folge. Und auch der menschliche Körper besteht zu mehr als der Hälfte aus Wasser und könnte ohne Flüssigkeitszufuhr maximal vier Tage überleben, seine Reserven müssen kontinuierlich aufgefüllt werden. Wasser, Wassermangel – Begriffe wie Erderwärmung, Dürre, Klimawandel drängen sich auf… (...)
Sabine Schellhorn hat sich mit Ihrer Installation DURST in erster Instanz dem Trinkwasser gewidmet. (...) Sie protokollierte 24 Tage lang die Menge des von ihr im Wasserturm getrunkenen Leitungswassers und zeichnete diese in einem Trinkwassertagebuch auf. Exakt die gleiche Menge – beachtliche 88 Liter – präsentiert sie, verteilt auf 480 Trinkgläser, kreisrund und zentriert angeordnet im Rund der zweiten Etage des Turms. Es sind nicht irgendwelche Trinkgläser, sondern solche, die Gelderner BürgerInnen der Künstlerin nach einem Aufruf für ihre Installation „Durst“ gespendet haben! In ihrem Ausmaß wird die Installation erst erfassbar, wenn man sie aus einer erhöhten Perspektive, in Aufsicht erfährt. Hell und klar, sauber, beinahe durchscheinend mutet die von Sabine Schellhorn gestaltete Ebene an. Nur kleine Akzente durch „eingestreute“ farbige Glasvarianten lassen sich ausmachen.
Und da überall, wo Wasser verbraucht wird, auch Abwasser entsteht, das für uns unsichtbar in der Kanalisation verschwindet, hat sich die Künstlerin auch dieser „Kehrseite“ des Themas gewidmet – in einer, so sicher einzigartigen Weise. Gullydeckel aus Gelderns Straßen ergänzen ihre Gläserinstallation. Deren Ornamente, Wappen und Gravuren hielt sie in Papierabformungen fest, die aus gerissenem und vielfach geschichteten und nur mit Wasser befeuchtetem Maulbeerpapier hergestellt wurden. (...) Ihre runden, cremig-weißen Formen verschmelzen mit dem Weiß der Wände; fast Ton-in-Ton, nur zaghaft heben sich die Konturen von den getünchten Betonwänden ab. (...)
Dinge aus dem Alltag herauszunehmen, woanders zu platzieren und sie zu Kunstwerken zu veredeln, bereichern die ästhetische Wahrnehmung, den Sinn fürs Detail, lassen neue Sichtweisen erlebbar werden, und darin liegt für Sabine Schellhorn die künstlerische Herausforderung. Konzept und sinnliche Umsetzung gehen dabei Hand in Hand. (...)
Nicht nur die Installation „Durst“ entstand unter reger Anteilnahme und mit unterstützender Bereitschaft Gelderner BürgerInnen. Sie „bewachten“ ebenso die Papierabdrücke auf den Gullydeckeln in ihrer Nachbarschaft, bis sie getrocknet waren. Für den Einsatz aller Beteiligten bedankt sich Sabine Schellhorn an dieser Stelle noch einmal besonders! (zum Projekt >>>)
Beate Schindler 2019, Abschlusspräsentation 20. Turmstipendium in Geldern
Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von Sabine Schellhorn sind Systeme und Ordnungsgefüge in urbanen Räumen und Landschaften. Für ihre Arbeiten greift sie auf Satellitenfotos oder Kartografien zurück, die sie im Verlauf des Arbeitsprozesses mehr oder weniger stark abstrahiert und variiert. Seit 2008 sind Wasserflächen, meist als Flusslauf oder Delta, ein zentrales Thema der Künstlerin. Mit doppeltem Ortsbezug, einmal zur Thematik der Grünen Hauptstadt Essen 2017 und zum anderen auf den Raum der Neuen Galerie der Volkshochschule bezogen, entstanden drei Boden- bzw. Wandarbeiten, die einen ganz neuen Blick auf die Gewässer und Grünflächen unserer Stadt ermöglichen.
Für das neunteilige Wandbild GRÜNTEILE - grünes Universum Essen recherchierte die Bremerin anhand von Satellitenaufnahmen Essener Grünflächen und skizzierte deren Umrisse. Aus Kunstrasen wurden die vorgefundenen Formen mit dem Cuttermesser zugeschnitten und unabhängig von ihrer tatsächlichen topografischen Lage frei im kreisrunden Format komponiert. „Diese können im Einzelnen die Assoziation von Erdteilen hervorrufen und in der kreisrunden Anordnung ergeben sie ein Grünes Universum Essen“, kommentiert die Künstlerin und: “Diese Sammlung zum Kreisrund hat durchaus auch meditativen Charakter und deutet auf den Wert der grünen Oasen der Stadt hin.
“ALLES IM FLUSS - Ruhrkalligraphie ist der Titel der großen von einem Fenster zum nächsten über die Glasfassade fließenden grafischen Arbeit. Wer die Geografie Essens kennt, kann den gewählten Ausschnitt von Werden über den Baldeneysee und Steele bis zu den Hattinger Ruhrauen zuordnen. Der mäandernde Flusslauf und die rechteckigen Flächen der Klärbecken ergeben einen spannungsreichen Kontrast. „Die Reduktion auf die Farbe Schwarz offenbart einerseits die kalligraphische Schönheit und kann andrerseits auch an die Reinhaltung des Lebens-Wertes Wasser mahnen“, so Sabine Schellhorn.
Für die Bodeninstallation BACHAUFWÄRTS - Emschergruß diente ihr Kartenmaterial der Emscher als Vorlage. Nach einer ersten Zeichnung auf Leinwand entstand aus weißem Folienschnitt das Bild des renaturierten Flusses mit seinen zahlreichen Bachzuläufen. Dabei bemerkt die Künstlerin, dass „die Verästelung der Linien an kapillare Strukturen jeglicher Art erinnert.“ Ebenso wie bei der Ruhrkalligrafie ist auch hier das verzweigte Wassersystem gezielt mit der rechtwinkligen Geometrie des Raumes in Kontrast gesetzt. Dabei ähnelt das Raster der Granitfliesen wie der rechteckigen Fensterscheiben dem Koordinatensystem von Landkarten, die Ausgangspunkt dieser haptischen Zeichnungen sind. (zum Projekt >>>)
Ariane Hackstein, 2017, Kuratorin der Neuen Galerie in der Volkshochschule Essen
(...) Die jüngst entwickelte Arbeit für den Pavillon des Gerhard-Marcks-Hauses führt die Reihe der Siegelarbeiten weiter. Nach dem zeitbezogenen Projekt 365 +1 Siegel und themenbezogenen Siegelprojekten entwickelt Sabine Schellhorn mit ihrem Projekt Siegel für Orte – Orte für Siegel raumbezogene Werkgruppen weiter.
Zwei der von Schellhorn benannten Siegel prägen den Bremer Ausstellungsraum. In zentraler Raummitte ist ein filigranes Papierobjekt abgehängt, welches von einem sich flächig über den Boden und die Wände ziehenden Lichtmuster kontrastiert wird. Das Lichtobjekt ist klar erkennbar aus Einzelteilen symmetrisch zusammengesetzt; das Papierobjekt löst hingegen seine strukturelle Komplexität erst in der räumlichen Wahrnehmung. Dicht hintereinander sind fünf freiplastische Ornamente formiert, die sich von vorne zu einer einzigen Siegel-Schichtung verdichten. In den auf den ersten Blick ausschließlich kontrastiv aufgebauten Objekten, in denen die Künstlerin eine flächige Formgebung mit einer linearen Umrissstruktur konfrontiert, die Klarheit der Großform gegen die Komplexität der Gesamtform stellt, werden im unmittelbaren Vergleich vor allem aber gleiche und ähnliche Einzelformen sichtbar. So tauchen dominierende Halbkreisformen auf, die aus drei bzw. aus vier Teilformen zusammengesetzt sind, und eine Vielzahl an regelmäßigen Quadraten, die in beiden Objekten gleichermaßen vorhanden sind. Außer der Gesamtform gleicht der Betrachter nun Größe und Anzahl der Einzelformen ab – immer über die räumliche Distanz der beiden Objekte hinweg. Erst über diese räumliche Erfassung der Objekte wird die zugrunde liegende Struktur der Installation offenbar: Fensterflächen und -rahmungen bilden die konstruktive Grundlage beider Objekte!
Entscheidend ist dabei, dass die Künstlerin nicht auf die konstruktiven Wandflächen, die für gewöhnlich einen Raum als Raum definieren, zurückgreift, sondern auf deren Negation: Sie erfasst den Raum über dessen Aussparungen in der Fläche. Die zum Siegel reduzierte Identität des Ausstellungsraums begreift Schellhorn somit in erster Linie über dessen Durchlässigkeit, die über eine Sichtbarkeit und Wirkbarkeit des im Inneren Ausgestellten nach außen definiert wird.
In zwei Punkten geht das Projekt des Pavillons deutlich über Sabine Schellhorns bisherige Arbeit hinaus: Entgegen ihrer bislang verfolgten Siegelprojekte, in denen sie streng komponierte, in sich geschlossene Formfolgen entwickelte, wird die für den Pavillon gefundene künstlerische Form durch einzelne, natürlich einfallende Lichtflächen ergänzt und zu einer neuen, sich stetig verändernden Gesamtform zusammengesetzt. Schellhorn macht hier erstmals die Prinzipien des gelenkten Zufalls und der ständigen Transformation für ihre Arbeit fruchtbar und entwickelt ihre Siegel zu tatsächlichen Raumobjekten.
(...) Her recently developed work for the Pavilion of the Gerhard Marcks Haus is a continuation of the seal-works series. Following the time-referenced seals project 365+1 Siegel and some thematic seals projects, in her latest project Siegel für Orte – Orte für SiegelSeals for Places – Places for Seals Sabine Schellhorn proceeds to develop place-referenced groups of works.Two such “seals”, as Schellhorn refers to them, dominate the exhibition space in Bremen. Suspended centrally in the space is a filigreed paper object, which is con-trasted by a light pattern that plays across the floor and walls. The light object is very clearly composed from individual parts assembled symmetrically, whereas the paper object only resolves its structural complexity when perceived spatially. One behind the other, in close proximity, five free-standing ornaments are formed. Viewed frontally, they condense into a single seal-stratification. At first glance the objects seem to be structured purely contrastively: the artist confronts a planar shaping of form with a linear outline structure, setting off the clarity of the large form against the com-plexity of the whole form. But in the process of direct comparison, it is the identical and similar forms that come to the fore visually. Dominating semicircle forms composed of three or four part-forms loom into view, as do a large number of regular squares that appear in both objects in similar proportions. At this remove from the whole form, the viewer now calibrates the size and number of the individual forms – always across the spatial distance between the two objects. Only via this spatial perception of the objects does the installation’s underlying structure become evident: window areas and surrounds form the constructive foundation of both objects! The decisive factor is that the artist refers not to the constructive wall surfaces, which normally define a space as a space, but to their negation: she encloses the space by means of its recessed areas. In reducing the identity of the exhibition space to a seal, Schellhorn conceptualises it primarily in terms of its permeability, which is defined by the outward visibility and effectua-lity of what is exhibited inside. The Pavilion project clearly goes further than Sabine Schellhorn’s previous work in two ways: unlike her preceding seals projects in which she developed strictly composed and tightly enclosed series of forms, the artistic form she finds for the Pavilion is complemen-ted by individual, naturally occurring areas of light and amalgamated into a new, constantly changing »whole form«. Here for the first time, Schellhorn makes fruit-ful use of the principles of guided chance and constant transformation in her work and develops her seals into actual spatial objects.
Dr. Yvette Deseyve, 2013, SIEGEL FÜR DEN PAVILLON, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen
(...) In einem ihrer Werke hat Sabine Schellhorn bestehende nationale Grenzen einfach aufgelöst und die Länder neu zusammengefügt. In ihrer Auswahl hat sie sich allerdings nicht von kulturellen, geographischen, wirtschaftlichen oder historischen Erwägungen leiten lassen, sondern sie hat sich gänzlich von der Opulenz der Farben, Formen und Symbole leiten lassen und die Länder nach rein ästhetischen Erwägungen neu zusammengesetzt. Diesen neu entstandenen „KombiNationen“, wurden dabei neue Namen verliehen, wie „Marshadonien“ oder „Jamanistan“, die sich aus den ursprünglichen Namen zusammensetzen. In dieser Arbeit zeigt sich auch ein weiterer Aspekt der Arbeiten Schellhorns, der sich wie ein roter Faden hindurchzieht. Die Arbeiten laden unweigerlich zur Kommunikation ein. Die Ausstellungsbesucher beginnen fast automatisch gemeinsam über die Ursprünge der Flaggenbestandteile zu rätseln. In dieser performativen Arbeit Schellhorns wird einmal mehr der kommunikative Gehalt ihrer künstlerischen Arbeit deutlich.
Angela Piplak 2015, GaDeWe Bremen, zeit:zonen (mit Michael Lukas)
Schon Wochen vor der Ausstellungseröffnung macht das schwarze Teppichgebilde auf der weißen Fassade draußen neugierig auf das, was im Wilke-Atelier gezeigt wird. Sabine Schellhorn hat dort den Geesteverlauf in Bremerhaven als riesige Flusslandschaft angepinnt. Der Oberlauf kommt aus dem Boden, die Mündung mit ihren Vorhäfen verzweigt sich über die vordere Seitenwand. Im Ausstellungsraum nimmt die Künstlerin den Eindruck von außen wieder auf. Die Hafengewässer sind mit ähnlichen Ausmaßen diagonal über zwei Wände aufgebracht.
Erstaunlich dabei ist, dass die monumentale Größe den kleinen Raum nicht erdrückt. Sabine Schellhorn gelingt etwas, woran sich viele ihrer Vorgänger im Atelier immer wieder versucht haben, den Raum selbst in ein kleines helles Kunstwerk zu verwandeln. Der Gestaltungswille der Künstlerin zeigt sich nicht nur in ihren Werken, sondern vor allem auch darin, wie sie sie passend zum Raum inszeniert hat.
Ihre Wasserflächen gestaltet die Künstlerin als Draufsichten aus der Satellitenperspektive. Aber es geht ihr selten um ein genaues Abbild, sondern eher abstrahiert um das Typische von Landschaften. Bei den Landstreifen sieht die Künstlerin nicht von oben auf die Landschaftsformen, sondern stellt den Betrachter vor abstrahierte Küstenlinien, wie sie in der Landschaft vor Ort typisch sind. In der horizontalen Sicht soll kein Abbild einer bestimmten Gegend entstehen, sondern die Bilder kombinieren Kernelemente der Küstenlandschaft.
Ich spreche hier von „Bildern“. Aber der Ausdruck ist nicht angemessen, besser ist es, von „grafischen Objekten“ zu sprechen oder von „skulpturalen Zeichnungen“. Denn Zweidimensionales wird hier zu Dreidimensionalem, die Fläche geht in den Raum. Sabine Schellhorn nennt den Großteil ihrer Werke „haptische Zeichnungen“.
Bei den großen Arbeiten hat die Künstlerin nicht im traditionellen Sinn gezeichnet, sondern vor allem geschnitten und geklebt oder gepinnt. Aber selbst die Zeichnungen im engeren Sinn sind nicht begrenzt wie bei einem gerahmten Tafelbild. Sie brechen irgendwo willkürlich ab und fangen an anderer Stelle wieder an und könnten sich in ihrer Hängung auch anders gruppieren. Solche „Grenzüberschreitungen und Neuordnungen von bestehenden Gefügen“ sind der Künstlerin wichtig. Es ist ein zentrales Anliegen der Künstlerin, Bestehendes mit anderen Augen zu sehen.
Dr. Heinz Weber, 2015, WASSERFLÄCHEN _ LANDSTREIFEN, Wilke Atelier Stipendium Bremerhaven
(...) Das Prinzip des haptischen Zeichnens ist eine Arbeitsweise, die von Sabine Schellhorn bewusst immer wieder in ihren Arbeiten gewählt wird. So, wie durch das Pendeln zwischen den Polen der bildhauernden Zeichnerin und der zeichnenden Bildhauerin, überlässt die Künstlerin dem Betrachter die Entscheidung über die Definition der Form und der idealen Distanz. Muss ich herantreten oder in Entfernung sein? Wer sich dem Sinnbild nähern will, muss sich in Bewegung setzen und den Zwischenraum »kartographieren«. Sabine Schellhorn gelingt es in ihren Delta-Arbeiten, die kartographierte Welt durch eine interpretierbare Vorgehensweise anders lesbar zu machen und somit Form nicht zu vollenden, sondern zu öffnen.
Arne Lage, 2009, DELTAS, nachtspeicher 23, Hamburg
Sabine Schellhorn
Brunnenstr. 18
D-28203 Bremen
Germany